Bald ist es so weit und der neue Release des beliebten Content Management Systems Drupal wird erscheinen: Drupal 8! Drupal ist ja sowieso schon eines der populärsten Open Source Systeme auf dem Markt, wird aber doch hauptsächlich im professionellen Bereich eingesetzt und wurde in der Vergangenheit gerade von weniger technisch bewanderten Leuten eher gemieden, da die Einstiegshürden doch relativ hoch waren. So mussten bspw. unzählige Module installiert und konfiguriert werden, bis man erst mal vernünftig damit arbeiten konnte.
Mit Drupal 8 wird alles anders! Meiner Meinung nach hat das Drupal Entwicklerteam absolut alles richtig gemacht! Das System wurde komplett neu entwickelt! Dabei kamen die modernsten Technologien und Entwicklungsparadigmen zum Einsatz! Es werden so viele geniale Neuerungen kommen, dass Drupal den Hauptkonkurrenten WordPress und Joomla! das fürchten lehren wird! Alle Informationen finden Sie auf der offiziellen Drupal 8 Seite und in diesem Video:
Ich versuche nun mal die Flut von Features in einen verständlichen Rahmen zu bringen.
Aufgeräumter Systemkern in Drupal 8
Was mich schon lange an Drupal gestört hatte, war die Tatsache, dass im Kernsystem ein haufen Module rumschwirrten, die ich niemals brauchte. Dafür fehlten einige essentielle Dinge die man normalerweise für jede Website benötigt. Diese mussten dann mühsam nachinstalliert und gepflegt werden.
Genau dieses Problem hat das Drupal Team nun gelöst, indem einige Module wie Blog, Dashboard, Poll, Profile und PHP aus dem Core verbannt wurden. Dafür haben wichtige Komponenten wie ein ordentlicher WYSIWYG-Editor Einzug gehalten. Was bestimmt auch viele Leute freut, ist die Nachricht, dass das Views Modul ebenfalls in den Drupal Core übernommen wurde. Mit Views lassen sich schnell und komfortabel verschiedene Inhaltstypen und Layouts zusammenbasteln.
Das Entwicklerparadies: Im Drupal 8 Himmel
Entwickler werden Luftsprünge machen! Drupal hat den Systemkern weitestgehend nach einem streng objektorientierem (OOP) Ansatz entwickelt. Die Grundlage für diverse Komponenten bildet nun das populäre PHP-Framework Symfony 2. Dies erleichtert die Entwicklung und Einbindung von externen Komponenten enorm. Desweiteren wurde das Test-Framework PHPUnit integriert, welches das Testen von Eigenentwicklungen stark vereinfacht.
Revolutionär sind die eingebauten Webservices! Mittels der Hypertext Application Language (HAL) lassen sich Inhalte in JSON oder XML serialisieren. Drupal kann damit auf einfache Art und Weise als Content Provider für mobile Apps dienen.
Revolutionäre Frontend und Theme-Entwicklung
Auch im Frontend hat sich eine Menge getan. So wurden die Standard-Themes für mobile Geräte optimiert und spucken nun schönen HTML 5 Markup aus. Nicht nur die Themes an sich sondern auch die Bilder der Inhalte werden per default bereits responsive. Zudem unterstützen Formularfelder neue Typen wie date, e-mail oder phone. Ein richtiger Schritt ist außerdem die Entwicklung nach Accessibility Standards, genauer gesagt nach WAI-ARIA Richtlinien, für einen erleichterten Zugang für Menschen mit Behinderungen.
Was bestimmt nicht nur mich freut, ist die Nachricht, dass Drupal 8 auf die derzeit modernsten Frontend Bibliotheken setzt, die da wären: jQuery 2.0.3 und jQuery UI 1.10.2. Des Weiteren kommen noch das JavaScript MVC-Framework Backbone.js und das JS Toolkit Underscore.js zum Einsatz. Mit Hilfe dieser mächtigen Libraries lassen sich wirkliche RIAs produzieren (Rich Internet Application).
Die Theme-Entwicklung soll aber auch maßgeblich durch den Einsatz der PHP-Template-Engine Twig revolutioniert werden. Twig verspricht eine schnelle, flexible und sichere Entwicklung von Templates.
Einfachere Bedienung für Redakteure
Bisher haben ich viele tolle Neuerungen für Entwickler vorgestellt, aber hat auch der normale Benutzer, sprich Redakteur etwas davon? Die Antwort lautet: Ja, und wie! Das Interface des Backends wurde komplett überarbeitet und wesentlich übersichtlicher gemacht. Der Fokus lag auf möglichst einfacher, intuitiver Bedienbarkeit.
Die Inhaltsbearbeitung wurde durch die Integration des WYSIWYG-Editors CKEditor enorm vereinfacht. Der neue Editor bietet nicht nur komfortables In-place editing, auch Frontend-Bearbeitung genannt, sondern kann auch mit einer integrierten Bild-Upload Funktionalität aufwarten, welche man früher erst mühsam nachinstallieren musste.
Mehrsprachigkeit
Drupal 8 verspricht eine weltbewegende, wörtlich „game-changing“ Verbesserung der Mehrsprachigkeit. Angefangen beim Installer, bis hin zu der Übersetzung von Views und Image-Feldern soll alles einfacher werden. Alles im System soll von Haus aus übersetzbar sein und entsprechende Interfaces bieten. Übersetzungen der Software sollen durch automatische Updates aus der Drupal Community eingespielt werden können.
Was gibt es sonst noch zu sagen? Ah ja, natürlich: Wie steht es mit der Migration von älteren Drupal Versionen auf Drupal 8? Gut! Im Gegensatz zu früheren Releases soll es in Drupal 8 sogenannte „Content Import Tools“ geben, die dem Migrate Module nachempfunden sind. Diese sollen einen leichten Import von Drupal 6 und Drupal 7 Websites ermöglichen.
Fazit
Wir können uns freuen! Mit Drupal 8 kommt eine absolut geniale Software auf den Markt, die auch Enterprise Ansprüche erfüllen wird und somit selbst dem Enterprise Content Management Platzhirsch TYPO3 mit dem Flow Framework ernsthafte Konkurrenz machen wird. Gleichzeitig wird aber die Bedienung einfacher und intuitiver, was den Einstieg enorm vereinfachen wird. Somit lässt sich Drupal 8 wunderbar für kleine so wie für große Projekte einsetzen.
Ein bisschen müssen wir uns allerdings noch gedulden. Die Entwicklung von Drupal 8 steht aktuell bei der 8. Alpha-Version. Danach werden noch ein paar Beta-Versionen und Release Candidates folgen, bis dann schließlich der Final Release kommt. Also ich schätze es wird noch etwa ein halbes Jahr dauern, bis wir die fertige Software in den Händen halten werden.