Wer schon mal eine Seminararbeit schreiben musste, weiß wie mühsam die Suche nach der passenden Literatur sein kann, wenn man nicht nur Wikipedia als Quelle angeben will ;-) So richtig interessant wird es dann beim Verfassen einer Bachelor-, Master-, oder Diplomarbeit. Man hat unzählige Artikel, Bücher, Webseiten, etc. in den verschiedensten Formaten und soll nun alles unter einen Hut bekommen. Glücklicherweise gibt es heutzutage einige Tools, die einem das Leben erheblich erleichtern.
Ich möchte hier aus eigener Erfahrung ein paar Tipps zur Recherche und Verwaltung von Literaturquellen geben und das ein oder andere Tool vorstellen, das einem die Arbeit erleichtert.
Hilfreiche Literatur über wissenschaftliches Schreiben
- Gruber, Helmut; Huemer, Birgit & Rheindorf, Markus: Wissenschaftliches Schreiben Böhlau (2009)
- Wolfsberger, Judith: Frei geschrieben Wien ; Köln ; Weimar: Böhlau (2007)
- Riley, Michael: Researching and writing dissertations in business and management. London: Thomson Learning (2000)
- Field, Andy P., and Graham Hole: How to design and report experiments. London: Sage publications Ltd (2003)
Theorien
Jede größere wissenschaftliche Arbeit benötigt ein solides theoretisches Grundgerüst, auf welchem man seine Argumentation aufbauen kann. Hier ein besonders nützlicher Link zu einer Sammlung von Theorien der University of York (aus dem IT-Bereich).
http://www.fsc.yorku.ca/york/istheory/wiki
Ordner- und Dateiverwaltung
Ich persönlich benenne meine Ordner nach Themengebieten wie bspw. „Semantic Web“. Bei den Dateinamen ist es nützlich gleich mehrere Informationen wie Titel, Autor und Datum mit zu speichern. So findet man später die richtigen Artikel leichter wieder, wenn man sie zitieren will.
Wenn man schon einen Haufen an wissenschaftlichen Artikeln als PDFs angesammelt hat, empfiehlt sich die Suchfunktion des jeweiligen Dateibrowsers, wie bspw. in Windows der Explorer, oder in OSX der Finder um die entsprechende Literatur wieder zu finden. Dabei kann man nach den Dateinamen, aber auch nach konkreten Inhalten der Dateien suchen.
Software
Jeder der vor der Aufgabe steht eine Diplomarbeit zu schreiben stellt sich vermutlich erst einmal die Frage: Mit welchem Programm schreibe ich meine Diplomarbeit. Je nach Fachrichtung und technischer Affinität kommen dafür mehrere Alternativen in Frage: MS Word, OpenOffice, LaTeX und InDesign.
Microsoft Word
Word ist wohl für die meisten Leute das Programm der ersten Wahl. Schon alleine deshalb, weil sie kein anderes kennen ;-). Prinzipiell spricht auch nichts dagegen Word zum schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten zu verwenden. Es ist das am weitesten verbreitete Programm zur Textverarbeitung und bietet eine sehr komfortable Benutzeroberfläche. Angenehm ist auch der effiziente Workflow zwischen den verschiedenen Programmen der Office Suite wie Excel und Powerpoint. Jedoch gibt es auch ein paar Argumente, die gegen die Nutzung von Word sprechen.
- Word ist nicht kostenlos, also warum Geld für etwas ausgeben, das man auch umsonst haben kann.
- Word bietet von Haus aus keine Möglichkeit zum speichern im PDF Format. Es gibt zwar einen haufen Plugins die das bewerkstelligen, jedoch sind diese entweder auch kostenpflichtig oder drucken ihr eigenes Logo mit aufs Dokument, was natürlich normalerweise nicht erwünscht ist.
- Word gibt es nur für Windows PCs und für Macs, nicht für Linux.
- Word kann keine OpenOffice Dokumente öffnen.
http://office.microsoft.com/de-de/word/default.aspx
Hier findet ihr eine hervorragende Dokumentforlage für eine Diplomarbeit, Bachelorarbeit, oder Masterarbeit: http://v.hdm-stuttgart.de/~riekert/theses/
OpenOffice.org
Die Argumente für die Nutzung von OpenOffice sind zahlreich:
- OpenOffice ist freie Open Source Software.
- OpenOffice ist für alle Betriebssysteme verfügbar: Windows, Linux und Apple OS
- Für OpenOffice gibt es unzählige ebenfalls kostenlose Plugins wie bspw. Zotero zur Zitation.
- OpenOffice kann auch mit Word Dokumenten umgehen, jedoch kann es hierbei immer wieder zu Formatierungsproblemen kommen.
- In OpenOffice gibt es eine Integrierte Funktion zum speichern als PDF.
Hier habe ich eine hervorragende Dokumentenvorlage (auch Template genannt) gefunden, die schon alle nötigen Bereiche und Formatierungen für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit enthält, egal ob Bachelor-/ Master-/ oder Diplomarbeit: http://templates.services.openoffice.org/de/node/1285
LaTeX
LaTeX ist wohl eher etwas für technikaffine Leute. Es ist laut Wikipedia „ein Softwarepaket, das die Benutzung des Textsatzprogramms TeX mit Hilfe von Makros vereinfacht“. Im Gegensatz zu herkömmlichen Textverarbeitungsprogrammen, die nach dem What-you-see-is-what-you-get-System funktionieren, arbeitet der Autor mit einfachen Textdateien, in denen er innerhalb eines Textes anders zu formatierende Passagen oder Überschriften mit Befehlen textuell auszeichnet. Das von LaTeX generierte Layout gilt als sehr sauber und sein Formelsatz als sehr ausgereift. Desweiteren ist auch der Export nach PDF möglich. Es gibt einige Programme, wie BibTeX, oder Lyx, welche den Umgang mit LaTeX erleichtern, oder dessen Funktionsumfang erweitern.
Adobe InDesign
InDesign ist ein professionelles Layout Programm der Firma Adobe Systems und dementsprechend teuer. Es bietet wie die meisten Produkte der Creative Suite einen ungeheuren Funktionsumfang. InDesign ist vermutlich die beste Wahl für Design-, Kunst- oder Architekturstudenten, welche ein gestalterisch perfektes Werk abgeben sollten. Adobe bietet sehr faire Studentenversionen ihrer Produkte an: Adobe Student Editions.
http://www.adobe.com/de/products/indesign/
Tools die einem das Arbeiten erleichtern
Alle hier beschriebenen Applikationen sind kostenlos.
Dropbox
Dropbox ist ein sehr wichtiges Tool zur online Datensicherung. Einfach herunterladen und installieren, es läuft auf allen Betriebssystemen (Windows, Mac, Linux). Alle Dateien die ihr in den Dropbox-Ordner speichert, werden automatisch auf dem Webspace gesichert. So kann nichts mehr verloren gehen. Besonders praktisch ist Dropbox, wenn man an verschiedenen Rechnern arbeitet, da man automatisch immer die aktuellste Version der Dateien zu Verfügung hat.
Zotero
Zotero ist ein sehr mächtiges Tool zur Literaturverwaltung. Es kommt als Plugin für Firefox und bietet zahlreiche Möglichkeiten unterschiedlichste Quellen zu speichern, zu ordnen und wiederzufinden. Zu erwähnen sind auch die Plugins für MS Word und Openoffice.org Writer, die ein direktes Einfügen der Zitate in einer bestimmten Zitierweise wie bspw. „Harvard“ erlauben.
Producteev
Producteev ist ein hervorragender, kostenloser online Aufgabenplaner. Er bietet eine sagenhafte Integration in sämtliche anderen online Services wie Facebook, Google Mail, Talk und Calendar, Windows Live, Yahoo!, etc. Natürlich gibt es auch eine iPhone/iPad App um den Dienst von unteregs zu nutzen. Man kann verschiedene Aufgabengruppen mit sog. Labels anlegen, wie z.B. Privat, Arbeit, Studium. Man kann Tasks Prioritäten und ein Ablaufdatum zuweisen. Besonders praktisch ist auch die Möglichkeit Aufgaben per Email oder Instant Messenger wie Google Talk an Producteev zu senden.
Bibsonomy
Bibsonomy ist ein online Service der Universität Kassel mit welchem sich sehr gut fehlende Informationen zu Publikationen auftreiben lassen. Die Zitation der gefundenen Literatur kann bequem in BibTeX, Zotero oder Endnote exportiert werden. Vor allem deutschsprachige Literatur lässt sich mit Bibsonomy gut auftreiben. Das Look & Feel der Applikation ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber die gewonnenen Informationen sind es wert. Um die Qualität der Suchergebnisse zu verbessern sollte jeder User auch etwas zur Community beitragen und seine Literaturquellen hochladen.
Worldcat
Worldcat ist ähnlich wie Bibsonomy auch ein Tool zur Literaturrecherche, jedoch vom Design und von der Handhabung wesentlich komfortabler. Hier empfiehlt sich die Suche nach englischsprachiger Literatur. Die gefundenen Publikationen können sehr einfach in verschiedenen Zitierformaten ausgegeben werden und auch direkt nach Zotero, BibTeX oder Endnote exportiert werden.
CiteULike
CiteULike ist ebenfalls eine Website zur Literaturrecherche, gesponsort vom Springer Verlag. Die Suchergebnisse können in besonders viele Zitierweisen und -formate exportiert werden: RIS, BibTeX, PDF, RTF, Delicious und Formatted Text.
Delicious
Delicious verwende ich schon seit längerer Zeit um Webquellen zu speichern. Jede Webseite kann einfach mit Schlagworten versehen werden und so auch leicht wiedergefunden werden. Ich habe beispielsweise alle Artikel für meine Diplomarbeit mit „thesis“ getaggt.
Diigo
Noch einen Schritt weiter geht Diigo. Hier kann man nicht nur Webseiten als Lesezeichen speichern, sondern auch Textteile markieren, Notizen hinzufügen, Bilder und Grafiken extrahieren, oder die Artikel gleich im persönlichen, sozialen Netzwerk wie Twitter oder Facebook teilen. Sehr praktisch sind auch die Toolbars für Internet Explorer und Firefox, mit welchen man z.B. ganze Screenshots von Webseiten erstellen kann. Für alle anderen Browser wie Google Chrome, Opera, oder Safari, gibt es Bookmarklets, welche auch viele Funktionen der Toolbars enthalten. Desweiteren kann man Diigo auch mit seinem Delicious Account verknüpfen, damit alle Bookmarks gleichzeitig bei Delicious gespeichert werden.
Eyeplorer
Ein Vertreter des semantischen Webs ist Eyeplorer. Diese Applikation zeigt einem nach der Eingabe eines Schlagwortes verwandte Begriffe und deren Definitionen laut Wikipedia an. Mithilfe dieses Dienstes kann man leicht den Horizont eines Themengebietes erforschen.
Mindmeister
Mindmeister ist ein kostenloses online Mind Mapping Tool. Mindmeister ist optisch und technisch gesehen eine wirklich beeindruckende Software. Abgesehen von der Umsetzung ist auch die Idee dahinter bemerkenswert. So sind die Mindmaps standardmäßig öffentlich, damit jeder an den Gedanken teilhaben kann. Inzwischen gibt es schon eine beachtliche Ansammlung an interessanten Mindmaps zu allen möglichen Themengebieten.
Evernote
Evernote ist ein hervorragendes, webbasiertes Tool um Notizen zu speichern. Der User kann Textnotizen, Bilder, Schnappschüsse, etc. entweder mit dem Desktop Client, aus dem Browser heraus oder mit Hilfe der iPhone oder Android App verwalten und von überall darauf zugreifen.
http://www.evernote.com
Tools zur Übersetzung von Texten
Wir leben ja in einer global vernetzen Welt. Englisch ist die Sprache des World Wide Web und der Wissenschaften, deshalb ist die Literatur die man findet, ebenfalls häufig in englischer Sprache verfasst. Nun kann man natürlich ganz einfach Seine Arbeit ebenfalls auf Englisch schreiben, wem das zu mühsam ist, dem stehen einige Übersetzungstools zur Verfügung:
- LEO bietet auch die Möglichkeit, sich Wörter vorlesen zu lassen
- dict.cc nach Wortgruppen gegliedert
- Babel Fish kann ganze Textblöcke übersetzen
- Google Translate kann ebenfalls ganze Sätze übersetzen
Die genannten Tools sind natürlich nicht nur für die Englisch-Deutsche Übersetzung verfügbar, sondern für alle gängigen Weltsprachen. Babel Fish und die Google Übersetzung können zwar ganze Sätze und ganze Textabschnitte übersetzen, allerdings liefert die Übersetzung nur bei einfachen Sätzen wirklich gute Resultate. Bei komplizierterem Satzbau und Fachwörtern kommt oftmals ein Kauderwelsch heraus.
Vorgehen
- Zu Beginn der Arbeit ist es sehr hilfreich sich einen konkreten Zeitplan zu erstellen. Start- und Endzeitpunkt, sowie Meilensteine wie „Fertigstellung des Konzepts“ oder „Abschluss der Literaturrecherche“ helfen einem sich selbst ein bisschen Druck zu machen und die Arbeit voran zu treiben. Durch Projektmanagement Software wie z.B. Microsoft Project oder Openproj kann man seinen Zeitplan übersichtlich grafisch darstellen und den Fortschritt seiner Arbeit überwachen.
- Als nächstes sollte man sich ein Grobkonzept, bzw. eine Grobgliederung erarbeiten, anhand derer man sich dann schrittweise vorwärts arbeiten kann. Manche Institute verlangen auch die Erstellung einer Disposition, die neben der persönlichen Motivation auch die wissenschaftliche und praktische Relevanz der Arbeit herausstellen soll.
- Zentrales Element einer jeden wissenschaftlichen Arbeit ist die Forschungsfrage, die es im Laufe der Arbeit zu beantworten gilt. Die Forschungsfrage lässt sich in der Regel in kleinere Arbeitsfragen aufteilen, die auf das Gesamtziel hinführen.
- Bei der Literaturrecherche ist es neben dem Einsatz der oben genannten Tools ratsam, sich erst einmal einen Überblick über sein Themengebiet bei Wikipedia zu verschaffen. Gebt einfach sämtliche mit dem Thema verwandten Suchbegriffe auf deutsch und englisch ein und arbeitet euch anhand von weiterführenden Links vorwärts. Genauso verhält es sich mit wissenschaftlichen Artikeln. Nehmt euch einfach das Literaturverzeichnis eines Artikels und sucht nach den Originalquellen.
- Den Anfang einer Diplomarbeit oder ähnlichem kann man sehr schön mit Definitionen zum Thema füllen, so kommt man schon relativ schnell auf ein paar Seiten, bevor es dann in die Tiefe geht. Vielen Leuten fällt es schwer endlich so richtig mit dem Schreiben anzufangen. Ich kann euch nur raten: Wenn ihr die benötigte Literatur in strukturierter Form vor euch habt, dann fangt einfach an irgendetwas zu schreiben, egal ob ihr später die Hälfte wieder rausschmeißt. Wichtig ist nur, dass ihr von Anfang an alle Zitate ordentlich einfügt, sonst kommt ihr später in Teufel’s Küche!
- Wenn ihr dann erst einmal im Flow seit, dann läufts ganz von alleine.
Ich hoffe meine Tipps haben euch ein bisschen weiter geholfen. Für Fragen stehe ich gerne zu Verfügung.